Oktober 2011
Nun ist der Tag gekommen, an dem das Instrument seiner Bestimmung zugeführt wird. Der Musiker, für den ich das Instrument angefertigt habe, ist der Britische Sänger und Gitarrist Aynsley Lister.
Warum Aynsley Lister? Das ist einfach erklärt. Seine Art zu spielen ist die, die ich einmal auf einem Instrument von mir hören wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe ihn vor ca. zehn Jahren das erste Mal live gehört, und war von Anfang an begeistert. Damals ahnte ich natürlich noch nicht, dass ich irgendwann in der Lage sein würde, Gitarren zu bauen. Die, die jetzt glauben, dass ich fett im Geschäft bin, muss ich herb enttäuschen. Es war ein Geschenk und ein Experiment, das sehr viel Spaß und Abwechslung gebracht hat.
Während ich das Instrument gebaut habe, wurde ich immer wieder gefragt, ob es mir nichts ausmachen würde, diese Gitarre nach der Fertigstellung wegzugeben. Nun, in diesem Fall war es von Anfang an klar, und wenn ich bedenke, wer das Instrument bekommt, ist das absolut kein Problem für mich. Und nebenbei erwähnt, ist es auch eine Notwendigkeit. Ich baue gerne Instrumente und kann einfach nicht jedes bei mir behalten.
Im August hatten wir über Mail Kontakt aufgenommen, um die Einstellungen an der Gitarre abzuklären. So war es mir möglich, das Instrument auf seine Wünsche zu konfigurieren. Überrascht war ich von der Saitenstärke, die doch recht ordentlich scheint. (011 auf 054) Ich stellte ihm einige Bilder von der Bauphase schon einmal vorab zur Verfügung, damit er sich ein Gesamtbild machen konnte. Er meinte, dass er so ein Instrument in dieser Ausführung definitiv nicht habe und schon sehr gespannt und interessiert sei. Was bei mir wiederum für eine leicht aufkommende Unruhe sorgte. Die letzten Tage vor unserem Zusammentreffen waren eigenartig, da ich mir nicht mehr sicher war, ob ich auch ein wirklich gutes Instrument gebaut hatte. Es ist schon seltsam, aber man verliert das Wesentliche komplett aus den Augen. Um Änderungen vorzunehmen war es jetzt aber sowieso zu spät. Also hieß es einfach abzuwarten und den Stress nicht allzusehr in den Vordergrund rücken zu lassen. So hatte ich wenigsten Zeit, mich um den in „Schweinchenrosa“ gepolsterten Koffer zu kümmern.
Im Vorfeld hatte ich Aynsley gebeten, einige Aufnahmen machen zu dürfen. Völlig unkompliziert und sehr zuvorkommend stimmte er zu und teilte mir mit, dass er sich schon sehr freue und sich viel Zeit zum Testen nehmen würde.
Am 25.10.11 bekam ich wie besprochen eine SMS, in der er die Ankunftszeit mitteilte. So stand dem Finale - ausgenommen die Magenschmerzen - nichts mehr im Weg. Unser Treffen fand dann am frühen Abend statt. In Begleitung meines Sohnes Daniel, ging es erst einmal in den Backstage-Bereich, um das Instrument zu begutachten. Aynsley war außerordentlich überrascht von den kleinen Details an der Gitarre und begann gleich einmal mit dem Testen der Bespielbarkeit. Das Auspacken der Gitarre wurde von Aynsley geradezu zelebriert. Keine Spur von Hektik oder Konsumrausch. Spätestens da wäre jedem der dabei gewesen wäre klar geworden warum ich mir Aynsley für dieses Projekt ausgesucht habe.
Mich hat seine Begutachtung im Backstage-Bereich sehr beeindruckt, in der er sehr genau die Verarbeitung des Instrumentes unter die Lupe nahm und sich sehr fachkundig zeigte. Ich denke, dass er sich vor einem Jahr wohl gedacht hat, dass ich etwas verrückt bin. Im Nachhinein betrachtet wäre es mir gleich gegangen, und vielleicht hat er ja Recht. Aber ein bisschen Wahnsinn gehört zum Leben wie das Salz in der Suppe.
Beim Soundcheck konnten wir das Teil dann zum ersten Mal unter Betriebsbedingungen hören. Für die Gitarristen unter euch beschreibe ich das jetzt mit einem einfachen, aber ausdrucksvollen Wort. Sabber...
Alles funktionierte reibungslos und die Tonabnehmer brutzelten einen derart dreckigen Sound, dass meine Anspannung auf Anhieb einer Gelassenheit wich, die ich mir in den letzten Tagen gewünscht hatte. Es ist schon beeindruckend zu hören, wie die Gitarre in Händen eines Profis klingt. Mit der Schaltung kam er den Umständen entsprechend schnell und gut zurecht, worüber ich sehr froh bin. Solche zusätzlichen Schaltungsvarianten sind oft ein Hindernis, da sie den Umgang mit dem Instrument eher komplizieren als vereinfachen. Der Soundcheck war ein absolutes Erlebnis und die Mühen, dieses Instrument zu bauen, schon wert. So könnte der Baubericht getrost enden und ich wäre mehr als zufrieden. Ich war aber nicht schlecht erstaunt, als er mir im Gespräch danach mitteilte, dass er auf jeden Fall schon einen Song beim folgenden Auftritt mit dem Instrument spielen werde. Gesagt und getan. Der Sound hat mich wirklich beeindruckt. Nach der Tour wird er sich mit den Möglichkeiten der Gitarre erst einmal auseinander setzen, da die persönlichen Einstellungen der Elektronik erst einmal gefunden werden wollen. Ich für meinen Teil bin zufrieden und widme mich jetzt einem ganz anderen Thema, nämlich den Gypsy-Jazz-Gitarren.
An Aynsley und seine Band richte ich ein herzliches „thank you very much indeed. It was a pleasure to me and it really touched me hearing you play it!
Update vom 10.10.2012.
Nun ist ein Jahr vergangen und ich habe Aynsley im Zuge seines Konzertes wieder persönlich getroffen. War ein interessantes Gespräch und ich habe einige Neuigkeiten erfahren. Mehr dazu gibt es aber erst zu gegebener Zeit. Man darf gespannt bleiben.